beim Essen macht man ja immer wieder die Erfahrung, dass der Albtraum aus der Kindheit, das Horrorgericht, bei dem man die Nahrungsaufnahme sicherheitshalber lieber komplett verweigert, um nicht ein winziges Gäbelchen in den Mund schieben zu müssen, sich Jahre später als wahre Köstlichkeit entpuppt. Darin war ich übrigens weltmeisterlich.
Was seltsam roch oder aussah oder sogar beides, das musste auch keiner kritischen Prüfung unterzogen werden, ein kurzes Naserümpfen, dann wurde der Teller bedeutungsvoll und mit tragischer Miene Richtung Tischmitte geschoben, ein Vorwurfsvoller Blicke zur Mutter, der sagte, Himmel, willst du mich vergiften? Liebe Mütter, kennt ihr das?
Die Liste ungeliebter Gerichte war lang, doch allmählich habe ich alle Kindheitstraumata aufgearbeitet. Manches mag ich noch immer nicht, anderes wird nie zu meinen Lieblingen zählen. Ein Gemüse, das sich schon lange vor dem Essen durch seinen Geruch ankündigte war Rote Beete.
Es war also höchste Zeit, ihr eine zweite Chance zu geben. Außerdem gedeihen diese Rüben auf meinem kleinen Ackerstück unweit von Freiburg, den ich dank der Ackerhelden auch dieses Jahr bewirtschafte, ganz wunderbar.
Ich liebe es, wenn altes Gemüse anders zubereitet wird und dadurch aus dem traditionellen Rahmen herausgehoben wird. Da war es naheliegend aus der alten Roten Beete ein marokkanisches Tabouleh zu machen. Und was soll ich sagen? Es schmeckt köstlich, ein wenig erdig, frisch nach Frühlingszwiebeln und Koriander, abgerundet wird das Aroma durch eine scharfe Chilinote.
Einkaufsliste
400 g junge Rote Beete
1 große Landgurke (perfekt für Gurken, die im Garten versehentlich zu groß geworden sind)
200 g Bulgur
2 Zitronen
3 Frühlingszwiebeln
1 Bd Koriander
4 EL Olivenöl
1/2 TL Chiliflocken
Pfeffer
Salz
Zucker
Und so geht's
Rote Beete schälen und in 1/2 cm dicke Scheiben schneiden. In einen Topf mit kochendem Salzwasser geben und 10 Minuten mit Deckel garen.
Inzwischen die Gurke schälen, längs halbieren damit die Kerne mit einem Löffel entfernt werden können. Die Gurkenhälften anschließend quer in 1/2 cm dicke Scheiben schneiden. Zur Roten Beete geben und weitere 5 Minuten garen.
Bulgur in eine Schüssel geben. Zitronenschale abreiben und anschließend die Zitrone auspressen. Beides zum Bulgur geben. 400 ml vom Gemüsesud abschöpfen, zum Bulgur geben und zugedeckt ca. 30 Minuten ziehen lassen.
Rote Beete und Gurke abgießen und in eine zweite Schüssel geben. Den Saft von einer Zitrone dazugeben. Frühlingszwiebeln putzen und in feine Scheiben schneiden. Koriander mit den Stielen grob hacken.
Gemüse mit Bulgur, Frühlingszwiebeln und Koriander mischen. Mit Chileflocken, Salz, Zucker, Pfeffer und Olivenöl abschmecken und servieren.
Guten Appetit
eure Johanna